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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 68

1902 - Karlsruhe : Lang
Männer. Sie zogen, nach Gauen und Stämmen in große Heerhaufen geordnet, von den Gaugrafen und Herzögen geführt, in den Kampf. Jeder Wehrmann hatte für Waffen, Roß und Lebensmittel selbst zu sorgen. Nachdem durch den Einfluß des Lehenswesens der alte Heerbann verfallen war, trat an seine Stelle das Aufgebot der Vasallem Jeder Lehensmann war seinem Lehensherrn und alle Lehensherren bis hinauf zu den höchsten Reichsfürsten dem Kaiser zur Heerfolge verpflichtet. Die Hauptstärke des Vasallenheeres war die gepanzerte Reiterei, die mit gefällten Speeren gegen den Feind ansprengte und wenn er durch den Stoß erschüttert war, mit Schwert und Streitkolben kämpfte. Rittertum. Die Reiterei des Vasallenheeres bestand aus adeligen Lehensmännern und bildete mit der Zeit einen eigenen Stand, den Ritterstand. Die Pflichten des Ritters waren: ehrbarer Wandel, unverbrüchliche Treue gegen den Landesherrn, Tapferkeit, Befchütznng der Schwachen, besonders der Frauen und Waifen, Kamps gegen die Feinde des christlichen Glaubens. Ter junge Adelige wurde für den Ritterstand sorgfältig erzogen. Im siebenten Jahre wurde er einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edelknabe diente, und der ihn in feiner Sitte und allen ritterlichen Künsten unterwies. Im vierzehnten Jahre wurde er Knappe und begleitete nunmehr seinen Herrn in den Krieg, zum Turnier, auf die Jagd; er führte thm das Roß vor, versorgte seine Waffen, schnallte ihm den Harnisch an und kämpfte anjeincr Seite, fortwährend darauf bedacht, dem Lehrmeister an ritterlicher Tugend und Ehrenhaftigkeit gleich zu werden. Im einund-zwanzigsten Jahre war die Lehrzeit beendet, und der Knappe wurde durch den Ritterschlag in den Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen und Gebet auf die feierliche Handlung vor. In einer Kirche vor dem Altare wurde er mit der Waffenrüstung angetan und legte das Gelübde ab, die Pflichten eines christlichen Ritters treulich zu erfüllen. Hieraus wurden ihm die goldenen Sporen, das Abzeichen der Ritterwürde, angebunden, und der vornehmste der anwesenden Ritter gab ihm mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken und die Schulter. An diese Feier schlossen sich zu Ehren des jungen Ritters noch weltliche Festlichkeiten, Turnier, Festmahl und Tanz an. Zur Pflege des ritterlichen Geistes dienten die Turniere. Diese waren Kampsspiele, die entweder von Fürsten, oder auch von ritterlichen Genossenschaften veranstaltet wurden. Die Kämpfer, zu Roß in voller Waffenrüstung, sprengten mit eingelegten Lanzen auf einander los, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, gewann den Preis, den Turnierdank, der ihm von einer der zuschauenden Damen überreicht wurde. Dem Sieger verfielen auch Roß und Waffen des Besiegten, der sie jedoch um Geld auslösen konnte. Oft wurde bei den Turnieren auch mit dem Schwerte und dem Streitkolben gekämpft, und wiewohl das Turnier unrein friedlicher Wettstreit fein sollte, büßte mancher wackere Ritter dabei das Leben ein. Nie Kirche. Der Süden Deutschlands war früher für das Christentum gewonnen als der Norden und Osten. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen — oft mit Anwendung von Gewalt — bekehrt und in ihrem Gebiete die Bistümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Bremen, Verden und Halberstadt errichtet. Nach der Eroberung der von Slaven bewohnten Gebiete auf dem rechten Ufer der Elbe wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz gestiftet. Alle diese Bistümer wurden mit großen Gütern ausgestattet. Die Kaiser übertrugen den Bischöfen und Erzbischösen auch wichtige Ämter mit großen Reichslehen. So wurden mit der Zeit die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Bremen mächtige Reichsfürsten, die großen Einfluß auf die Geschicke des Reiches hatten.

2. Der Freischöffe von Berne - S. 106

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 106 — richteten sie Verschanzungen aus, deren Spuren bis aus den heutigen Tag noch nicht völlig verwischt sind. Dieselben waren in drei Reihen hinter einander angebracht, so daß, falls die vordere vom Feinde erobert werden sollte, die folgenden noch gehörigen Schutz gewähren und den Rückzug decken konnten. In allen Schmieden des ganzen Landes war man beschäftigt, Waffen, Harnische und Beiu-schienen zu verfertigen; und diejenigen Bauern, welche nicht über eine Waffe verfügten, ergriffen ihre Sensen, ihre Heugabeln -oder ihre Dreschflegel; und was für furchtbare Waffen diese sonst zu friedlicher Beschäftigung bestimmten Geräte in den Händen wütender Bauern werden können, davon haben geistliche und weltliche Unterdrücker schon oftmals Beweise empfangen in deutschen Landen. Der Ackerbau wurde in dieser Zeit vernachlässigt; nur die notwendigsten Arbeiten geschahen auf dem Felde oder dieselben wurden den Greisen und Weibern überlassen, die waffenfähige Mannschaft aber zog Tag für Tag hinaus auf den Sammelplatz nahe bei Berne, um dort sich in der Kunst des Kriegführens zu üben. Der Freischöffe und seine beiden Freunde führten den Oberbefehl über die kampfesmutige Schar; Ritter, die um ihres Glaubens willen oder wegen anderer Ursachen aus ihrer Heimat vertrieben waren, unterstützten sie willig in diesem Geschäft. In den Pansen aber waren die Männer damit beschäftigt, ihre Schwerter, Sensen und Beile zu schärfen und zu härten, und noch heute kann man an einem Pfosten der Berner Kirche die Stelle sehen, wo dieses geschah. Der steinerne Pfosten ist hier völlig ausgehöhlt, weil er als Schleifstein benutzt wurde; vielleicht glaubten die Baueru in ihrer frommen Einfalt, den Waffen dadurch eine größere Weihe zu geben, wenn dieselben an den Steinen ihres ehrwürdigen Gotteshauses geschärft wurden. Auf feindlicher Seite war man jedoch nicht minder geschäftig, alles zu der großen Entscheidung in Bereitschaft zu setzen. Die Bischöfe von Minden, Lübeck, Ratzeburg, Paderborn, Hildesheim, Verden, Münster und Osnabrück

3. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 65

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 65 Besuche im Hunnenlande folgen, finden dort mit allen ihren Mannen den Tod. Hagen, durch Dietrich von Bern besiegt, wird von Kriemhilde selber getötet, worauf sie durch Meister Hildebrands Schwert den Todesstreich empfängt. — b. Die Gudrun enthält Nordfeefagen, welche von fahrenden Sängern nach Oberdeutfchland gebracht und in Steiermark aufgezeichnet wurden. — König Hettel von Hegelingen (d. h. der Nordfriefen) entführt mit Hülfe feiner Helden Hilde, die Tochter des Königs Hagen von Irland, und erhält sie dann zum Weibe. Ihnen blühen zwer liebliche Kinder auf, Ort Win und Gudrun. Um Gudrun werben vergeblich Siegfried von Moreland, Hartmut von der Normandie und Herwig aus Niederland; aber letzterer belagert Hettels Burg, und wegen feiner Tapferkeit wird ihm Gudrun verlobt. Siegfried und Hartmut fallen ihm deshalb ins Land; als Hettel ihm zu Hülfe zieht, wird Gudrun von Hartmut entführt. Obwohl von den Gegnern auf dem Wülpenfande angegriffen, entkommt er doch nach der Normandie. Hier muß die treue Gudrun maßlose Mißhandlungen erdulden, bis Herwig und Ortwin sie zurückerkämpfen. Heimgekehrt wird Gudrun Herwigs und Ortrun, Hartmuts Schwester, Ortwins Gattin. — Diese und andere Heldengedichte sind in der mittelhochdeutschen Sprache abgefaßt, die um 1300 in die neuhochdeutsche überging. t §. 110. Die deutschen Reichsstände. Die alten großen Herzogtümer waren in kleinere Gebiete zerfallen; aber die Fürsten hatten beinahe völlige Selbständigkeit erlangt. Das Recht, den Kaiser zu wählen (küren), ging auf die 6 angesehensten über, die daher den Namen Kurfürsten führten. Dies waren 3 geistliche: die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, und 3 weltliche: Pfalz (zu beiden Seiten des Rheins, Hptst. Heidelberg), Böhmen und Sachsen (Hptst. Wittenberg). Neben ihnen gab es über 100 Herzöge, Mark-, Land-, Pfalz-, und gefürstete Grafen und zahlreiche reichsfreie Ritter, ferner über 100 Erzbischöfe, Bischöfe, Reichsäbte und Ordensherren und etwa 60 reichsfreie Städte. Freie ländliche Gemeinden gab es nur noch in den 7 friesischen Seelanden. Wie die Kaiser nach und nach alle Macht an diese Reichsstände verloren, so wurden die Fürsten wiederum durch ihre Landstände (Adel, Geistlichkeit und Städte) beschränkt. So zersplitterte sich die Macht des Reichs, und das Fehde- und Faustrecht zerstörte überall die Ordnung und Sicherheit. E. Kaiser aus verschiedenen Häusern. Zersplitterung des Reichs. Emporwachsen der Fürstenhäuser. 1273—1438. §. 111. 1) Rudolf von Habsburg. a. Rudolf, Gras von Habs-1273 bürg im Aargau und Landgraf im Elsaß, war ein frommer, redlicher und wohlwollender Mann, im Kriege mutig und voll sinnreicher Anschläge, in feiner Lebensweise sehr einfach und dabei heiteren Gemütes. Er erhielt die Nachricht von feiner Wahl (Frankfurt), als er die Stadt Basel belagerte. Nachdem er zu Aachen die Krone empfangen und auf das Kruzifix sich hatte huldigen lassen, hielt er den Königsritt. Die Fürsten gewann er durch Milde und Klugheit, das Volk durch strenge Gerechtigkeit, Biederkeit Backhaus, Leitfaden der Geschichte. 5. Aufl. 5

4. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 196

1880 - Heidelberg : Winter
196 Kap. 27. § 145. Rittertum unter den fränkischen Kaisern. schaft Hohenzollern entstanden; — Barern, von dem sich Österreich, Kärnten, Steiermark, Tirol gelöst hatte, wuchs als Erzherzogtum der Wittelsbacher wieder an durch die Länder der rheinischen Pfalzgrafen 1227 und teilte sich 1255 in Ober- und Niederbaiern, wovon Ober-baiern die rheinische Pfalz, die Kurwürde und das Reichsvikariat hatte; — Sachsen ward 1180 in der 124 angegebenen Art zerstückelt; — von dem zersplitterten Schwaben waren Württemberg und Baden die Hauptüberreste; Lothringen war durch Teilung in Verfall geraten und die zu Niederlothringen gehörige Grafschaft Flandern huldigte 1196 dem Könige von Frankreich; das Herzogtum Brabant und die Grafschaften Limburg, Hennegau, Namur, Holland, Geldern, Jülich, Cleve, Berg und die Bistümer Lüttich und Utrecht wurden unabhängig; die Städte Köln und Aachen waren Reichsstädte geworden; — Böhmen, zu welchem damals noch Mähren und die Oberlausitz gehörten, war (durch Philipp von Schwaben) aus einem Herzogtum zu einem Königreich (1198) erhoben worden, blieb aber Bestandteil des deutschen Reichs. — Jeder Volksstamm hatte zwei Farben im Schild: die Franken weiß und rot, die Schwaben rot und gelb, die Baiern weiß und blau, die Sachsen schwarz und weiß. Zur Reichsfahne nahm man von den Sachsen das Schwarz, von den Franken das Rot, von den Schwaben das Gold (gelb). 145. Das Kitlerivesen. Eine andere dem Mittelalter eigentümliche, sittlich und politisch wichtige Einrichtung, durch welche wenigstens die Glieder der höheren Klasse des Lehnsstaates einander näher kamen, war das Rittertum. Weil nämlich seit Heinrich I der Reiterdienst vorherrschend wurde, der mehr Übung verlangte und größere Kosten verursachte, so zogen sich die ärmeren Freien auf dem Lande vom Heerbann zurück, überließen dem Adel die Ehre des Dienstes, zogen unter seiner Fahne oder gaben ihren Geldbeitrag zu den Kriegskosten, den sogenannten Heerschilling. Dadurch verloren sie aber auch allmählich jenes Bewußtsein der Freiheit und Kraft, das in dem Adel und in den Bürgern der Städte sich erhielt. Wer ein größeres Freigut oder ein größeres Lehnsgut hatte, so daß er den ordentlichen Heerdienst zu Roß leisten konnte, gehörte zum Stande der Kitter, denen seit der Sonderung des Adels- und Bürgerstandes in dm Städten nur die Glieder der patrizischen Geschlechter ebenbürtig geachtet wurden. Eine vorzügliche Bildungsschule des Ritters waren die Turniere, d.i. die Waffenspiele, zu denen nur zugelassen wurde, wer ritterbürtig war und als solcher die Waffenführung kunstgerecht verstand, dabei eine bestimmte Anzahl von Ahnen nachweisen konnte und einen christlich-sittlichen Wandel führte. Es bestanden eigene Turnierge -setze, an die sich die Kämpfer und Kampfrichter streng halten mußten. Turniervögte, Wappenkönige, Herolde und Grieswär-tel hatten dabei, jeder in feiner Weise, zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Verhütung von Unglück mitzuwirken. Der Waffendienst und die Rittersitte erforderten lange und sorgfältige Vorübuug, zu deren Behuf der junge Adelige, wenn er den Frauenhänden entwachsen war, zwei Stufen durchmachen mußte, ehe er die dritte Stufe, die Ritt er würde, als das Ziel seines ganzen Strebens, er-

5. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 39

1911 - Leipzig : Wunderlich
Vom Rittertum. 39 für ritterliches Spiel zusammentaten, erschienen die Helden Karls des Großen, die Mannen Siegfrieds und Dietrichts von Bern und die Gralritter in phantastischem Schmuck. Von vielen Maskenscherzen und Erfindungen der Rennbahn, durch welche man der Tjost hohem Reiz zu geben suchte, hat einer in unseren Ostseestädten Erinnerungen hinterlassen, welche bis zur Gegenwart dauern, die Tafelrunde des König Artus. Ein Zelt, Pavillon, Turm wurden inmitten des Stechplatzes aufgerichtet, die Helden des Artushofes kämpften gegen geladene Gäste oder nahmen bewährte Ritter in ihre Gesellschaft auf, zuletzt schmausten die Genossen an rundem Tisch, froh der Verkleidung und des poetischen Schimmers, in dem sie einander sahen. In Österreich richtete Ulrich von Lichtenstein 1240 dies Spiel ein, in der Mitte des Kampfplatzes das Zelt der Tafelrunde von vier Bannern umsteckt, im weiten Ring herum eine schöne seidene Schnur gelb und blau geflochten, durch zweihundert Speerfähnlein gehalten. Der Ring hatte zwei Tore, durch welche die Angreifer einzogen, gegen sie wurde das Zelt von den Artusrittern verteidigt. Und im Jahr 1285 führten die Magdeburger diese Invention noch schöner aus. Dort standen damals den Psingstspielen die Söhne der reichen Bürger vor, welche die Genossenschaft der Konstabler bildeten. Sie hatten mehrere ritterliche Spielweisen, darunter den „Roland," den „Schildeichenbaum" und die „Tafelrunde;" in jenem Jahr baten sie einen gelehrten Genossen, Bruno von Sconenbecke, er möge ihnen ein freudiges Spiel bedenken; da machte er das Gralspiel und dichtete höfische Briefe dazu. Diese wurden nach Goslar, Hildesheim, Braunschweig, Quedlinburg, Halberstadt und anderen Städten gesandt, und die Kaufleute, welche Ritterschaft üben wollten, wurden nach Magdeburg geladen, man habe eine schöne Frau, mit Namen Frau Feie, die werde der Preis sein für den Sieger.*) Alle Jünglinge der Städte rührten sich; die von Goslar kamen mit verdeckten Rossen, die von Braunschweig alle in grünen Röcken und grünen Wappendecken, jede Stadt hatte ihre besonderen Wappen und Farben. Die Anziehenden wollten nicht einreiten, wenn man sie nicht mit einer Tjost empfange. So wurden sie von zwei Konstablern bestanden. Auf der Marsch aber war der Gral bereitet, viele Zelte und Pavillons aufgeschlagen und ein Baum aufgepflanzt, daran hingen die Schilde der Konstabler, die in dem Grale waren. Am andern Tag hörten die Gäste Messe und aßen, dann zogen sie aus, den Gral zu beschauen, und es war gesetzt, wenn einer von ihnen einen Schild rührte, so trat der Besitzer desselben heraus und bestand den Rührenden. Zuletzt verdiente ein alter *) Feie kann allerdings die Umlautung von Sophie sein, aber auch die Feen waren aus den Rittergedichten wohl bekannt, z. B. Parcival 96: Der Feien Art ist miunen oder Minne suchen. — In Lübeck wurde noch hundert Jahre später das ritterliche Artusspiel von Edlen der Umgegend ausgeführt. — Der Name Krimhildespiel als Ortsbezeichnung bei Saarbrücken. W. Grimm, d. Heldensage, S. 155. In derselben Landschaft wird der Ritterbund der Nibelungen erwähnt.

6. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 68

1901 - Berlin : Weidmann
68 Das Mittslalter. (1100—1250.) führten die Magdeburger diese Invention noch schöner aus. Dort standen damals den Pfingstspielen die Söhne der reichen Bürger vor, welche die Genossenschaft der Konstabler bildeten. Sie hatten mehre ritterliche Spielweisen, darunter den „Roland", den „Schildeichenbaum" und die „Tafelrunde"; in jenem Jahr baten sie einen gelehrten Genossen, Bruno von Sconenbecke, er möge ihnen ein freudiges Spiel bedenken; da machte er das Gralspiel und dichtete höfische Briefe dazu. Diese wurden nach Goslar, Hildesheim, Brauuschweig, Quedlinburg, Halberstadt und anderen Städten gesandt, und die Kaufleute, welche Ritterschaft üben wollten, wurden nach Magdeburg geladeu, man habe eine schöne Frau, mit Namen Frau Feie, die werde der Preis sein für den Sieger. Alle Jünglinge der Städte rührten sich; die von Goslar kamen mit verdeckten Rossen, die von Braunschweig alle in grünen Röcken und grünen Wapvendecken, jede Stadt hatte ihre besonderen Wappen und Farben. Die Anziehenden wollten nicht einreiten, wenn man sie nicht mit einer Tjost empfange. So wurden sie von zwei Konstablern bestanden. Aus der Marsch aber war der Gral bereitet, viele Zelte und Pavillons aufgeschlagen und ein Baum ausgepflanzt, daran hingen die Schilde der Konstabler, die in dem Grale waren. Am andern Tag hörten die Gäste Messe und aßen, dann zogen sie ans, den Gral zu beschauen, und es war gesetzt, wenn einer von ihnen einen Schild rührte, so trat der Besitzer desselben heraus und bestand den Rührenden. Zuletzt verdiente ein alter Kaufmann von Goslar die Frau Fee; er nahm sie mit sich, verheiratete sie und gab ihr so viel als Ausstattung, daß sie ihrem wilden Leben entsagen konnte. Dieselbe Idee wurde in preußische Städte und nach Stralsund verpflanzt; dort entstanden unter den rittermäßigen Familien im 14. Jahrhundert Artusbrüderschaften und Artushöfe, stehende Genossenschaften mit eigenen Klubhäusern. Die englischen und französischen Kreuzfahrer fanden dort Erinnerungen an heimischen Ritterbrauch und gastliche Aufnahme. Ein Haufenfpiel zu Roß war der Buhurt, wahrscheinlich die älteste der ritterlichen Übungen. Die Reitenden teilten sich in Parteien und zogen sich in schnellem Lauf durcheinander. Hier war die Reitkunst und im Vorbeifliegen der Zusammenstoß der Schilde und das geräuschvolle Brechen leichter Speere an entgegengehaltenen

7. Theil 2 - S. 30

1839 - Leipzig : Fleischer
30 an; namentlich verweigerte ihm der Emir von Saragossa, Ebn el Arabi, den Gehorsam, und da Abderrahman ihn vertrieb, kam er (777) mit einigen Andern nach Paderborn, um den mächtigen Karl um Hülfe zu bitten. Karl versprach ihnen zu kommen, und im folgenden Jahre 778 sehen wir ihn schon mit einem stattlichen Heere über die Pyrenäen ziehen, Saragossa erobern, und den vertriebenen Emir wie- der einsetzen. Alles Land zwischen dem Ebro und den Pyrenäen (die spanische Mark) schlug er zu seinem großen Frankenreiche. Er selbst kam mit dem Hauptheere unangefochten zurück; aber als ein Nachtrab in langem Zuge durch die Engpässe der Pyrenäen zurückzog, stürzten plötzlich die Bergbewohner, die Basken, aus einem Hinterhalte über ihn her, tödteten alle, und nahmen das Gepäck weg. Unter den Todten waren die tapfersten Helden der Franken: der Pfalzgraf Anshelm, der Trugseß Eg hart, und Rutland oder Roland, der Karls Sohn genannt wird. Die Thaten dieser Helden sind von den Dich- tern des Mittelalters in mehreren Sprachen besungen und ins Riesen- hafte ausgeschmückt worden; besonders wird Roland als ein unbesieg- barer Held geschildert, der es nicht selten mit ganzen Heeren der Un- gläubigen aufnahm. Zu seinem Andenken wurden auf den Markt- plätzen der meisten Städte Niederdeutschlands Standbilder von Stein und Holz errichtet, die man noch hier und da sieht. Die Niederlage sollen die Franken im Thale Ronceval erlitten haben. In einer hier stehenden Capelle zeigen noch die Mönche das Grab Rolands und drei seiner Gefährten. Reisende haben hier wohl alte, halb vermoderte Ge- beine gesehen, aber sie nicht von so riesenmäßiger Größe gefunden, als die Mönche sie zu schildern pflegen. Noch unterwegs erhielt Karl die Nachricht, daß die Sachsen schon wieder einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Frühjahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Land- tage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Verden, Minden, Hal- berftadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule anlegen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existiren in den vorgenannten Städten zum Theil noch. 780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Fa-

8. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 150

1873 - Berlin : Prausnitz
150 Zweite Stufe. gehen erkannt, ihn freudig begrt und sei nachher bei seiner Taufe Pathe gewesen. Karl setzte ihn und Alf der das ganze Sachsen. Viele von dem Volke folgten dem Bei-spiel ihres Herzogs. Doch war die Liebe zu den alten Hainen und Gtzen dadurch nickt mit Einem Male ausgewurzelt. Noch lange suchte die Andacht still verborgene Orte auf Ber-gen und in Wldern auf, wo sie ihren Gttern in heimlicher, nchtlicher Feier dienten und opferten in alter Weise. Davon schreiben sich mancherlei Sitten und Sagen, z. B. vom ersten Mai aus dem Blocksberg, und Namen, wie Hexentanzplatz, Hexenaltar u. a. Auch Aufstnde kamen hier und da noch -vor. Erst im Jahre 803, also nach 31 Jahren des Krieges, wurde vlliger Friede, zu Selz (Knigshofen) an der Saale. Die Sachsen gelobten Karl und dem Evangelium treu zu bleiben und an die Kirche den Zehnten zu geben; sonst blieben sie von Steuern frei und wurden nach ihren Gesetzen regiert. Und die Kirchen und Klster und Schulen blhten nun ruhig und frhlich auf und gaben vielen Stdten und Bisthmern, Domstiftern und Domschulen den Ursprung, z. B. Osnabrck, Verden, Minden, Mnster, Paderborn, Hildesheim, Halber-stadt, Bremen. 2. Kart besiegt Aesiderius, den König der -tongoarden. Hau-, I'fatz-, Wrg-, Warst-, Sendgrafen. Karl hatte eine Tochter des D esiderius zur Frau, des Knigs der Longo-barden im nrdlichen Italien. Aber schon nach einem Jahre schickte er sie wieder heim. Darber erzrnt dachte der Vater auf Rache. Er suchte den beiden Shnen von Karls ver-storbenem Bruder, die au seinem Hofe in Pavia wohnten, eine Partei zu gewinnen und forderte vom Papst, er solle sie zu Knigen salben. Und da dieser ihm nickt zu Willen war, siel er in sein Gebiet ein. Da bat der Papst Karl um Bei-stand: und dieser kam mit Heeresmacht heran. Desiderins sah von einem hohen Thnrme aus seine Schaaren heranziehen, eine nach der andern, und sein Schrecken wuchs mit ihrer Zahl. Endlich kam der Kaiser selber, in eisernen Schienen, einen eisernen Helm auf dem Haupte, einen eisernen Panzer um die breite Brust, eine eiserne Stange in der Linken hoch aufreckend, in der Rechten den Stahl, der Schild ganz von Eisen, und auch sein Ro schien von Eisen. Und auf gleiche Weise waren, die um ihn waren und ihm nachfolgten, gerstet. Da erzitterte Desiderins, denn er erkannte, da seine Stunde

9. Haus und Heimat II - S. 89

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
r^r? vgn rz-vt zzzn 89 ^Lrrrlrrclrrc<Lrrc^Lrri^rcm 9. Siegfried den Hammer wohl schwingen kunnt, er schlug den Amboß in den Grund. 10. Er schlug, daß weit der Wald erklang und alles Eisen in Stücke sprang. 11. Und von der letzten Lisenstang' macht er ein Schwert, so breit und lang. 12. ,,Uun hab' ich geschmiedet ein gutes Schwert, nun bin ich wie andre Kitter wert. 13. Nun schlag' ich wie ein andrer Held die Uiesen und Drachen in Wald und Feld." 47. M Stratzburg! Volkslied. 1. G Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt! Darinnen liegt begraben so mancher Soldat. 2. So mancher, so schöner, auch tapferer Soldat, der Vater und lieb Mutter böslich verlassen hat. 3. verlassen, verlassen, es Kann nicht anders sein! Zu Straßburg, ja, zu Straßburg Soldaten müssen sein. 4. Der Vater, die Mutter, die gingen vor 's Hauptmanns Haus: ,,5lch Hauptmann, lieber Herr Hauptmann, gebt uns den Sohn heraus!" 5. ,,Euren Sohn Kann ich nicht geben für noch so vieles Geld' euer Sohn, und der muß sterben im weit und breiten Feld." 48. Gelübde. von Ferdinand Matznrann. 1. Ich hab' mich ergeben mit herz und mit Hand dir, Sand voll Lieb' und Leben, mein deutsches Vaterland! 2. Mein herz ist entglommen, dir treu zugewandt, du Land der Frei'n und Frommen, du herrlich hermannsland!

10. Nr. 3a - S. 36

1911 - Breslau : Hirt
36 Geschichte. I Unter Trompetengeschmetter sprengten sie paarweise, wie es durch das Los be- stimmt war, in die Schranket: und grüßten die Zuschauer auf der Tribüne. Wenn der Herold das Zeichen gab, stürmten die Gegner aufeinander los. Einer suchte den andern aus dem Sattel zu werfen. Die Lanzenstöße wurden mit den Schilden aufgefangen. Nicht selten brachen die Lanzen, und beide Gegner blieben fest im Sattel; oft aber wurde auch einer der Kämpfer in den Sand geworfen. Wenn viele Ritter erschienen waren, dauerten die Turniere oft wochenlang. Mitunter sprengten auch ganze Ritterscharen gegeneinander, so daß die Turniere den Anblick einer kleinen Schlacht boten. Der Sieger er- hielt aus der Hand der vornehmsten Dame eine Waffe, ein Kleinod oder einen Kranz. Ein glänzendes Fest beschloß das Turnier. Mancher Ritter mußte jedoch schwer verwundet fortgetragen werden; andre ließen sogar ihr Leben in den Schranken. f) Der Minnegesang. Bei den ritterlichen Festen durften die Sänger nicht fehlen. Sie waren meist von Adel, zogen von Burg zu Burg und be- sangen Gott und die Heiligen, die Schönheit und Tugend der Frauen, die Helden- taten der Männer, die Natur und das Vaterland. sgedichte: „Der Sänger" von Goethe, „Der Graf von Habsburg" von Schiller und „Des Sängers Fluch" von Uhland.f Man nannte sie fahrende Sänger oder Minnesänger, weil sie von der Liebe oder Minne sangen. Viele von ihren Liedern drangen unter das Volk und sind bis auf den heutigen Tag erhalten. Einer der bedeu- tendsten Minnesänger war Walther von der Vogelweide. Als das Raubritter- wesen um sich griff, entartete der Minnegesang. g) Ritterorden. Während der Kreuzzüge entstanden geistliche Ritter- orden. Sie waren eine merkwürdige Verbindung von Mönchs- und Ritter- tum. Ihre Mitglieder mußten das Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut ablegen und sich verpflichten, Kranke zu Pflegen, Bedrängte zu schützen und gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Die Johanniter trugen ein weißes Kreuz auf schwarzem Mantel und wirkten zunächst im Heiligen Lande. Ihr Orden — nach Johannes dem Täufer genannt — besteht noch heute in andrer Form und widmet sich der Krankenpflege in Krieg und Frieden. Der Templer- orden, dessen Mitglieder an dem weißen Mantel mit rotem Kreuz zu erkennen waren, setzte sich vorzugsweise aus französischen Rittern zusammen und wurde später in Frankreich aufgelöst. Die größte Bedeutung erlangte der Deutsche Ritterorden, der einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz als Ordenskleid vorschrieb. Noch heute verkünden in Ost- und Westpreußen zahlreiche Burgen seinen Ruhm, besonders die Marienburg, der ehemalige Hochmeistersitz. 2. Die Städte. a) Entstehung. Jede deutsche Stadt hat ihre eigene Geschichte. Dennoch ist die Gründung vieler Städte auf dieselbe Ursache zurückzuführen. Die ältesten Städte entstanden am Rhein und an der Donau an solchen Stellen, wo einst die alten Römerfesten gestanden hatten. swien, Augsburg, Regensburg, Straß- burg, Mainz, Trier, Cöln u. a.f Meistens gingen die Städte aus Bischof- sitzen hervor, um die sich viele Bewohner ansiedelten. Andre Städte wurden
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TM Hauptwörter (200)200

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